
„Ich habe doch einen Schreibtischjob …
…. wie soll ich da berufsunfähig werden?“. Oder: „Ich bin Arzt, BWLer, Jurist, Ingenieur usw. – da kann ich doch immer irgend etwas arbeiten!„. Ähnliche Einwände hören wir öfters am Anfang einer Beratung zur Berufsunfähigkeit.
Bei einem „Schreibtischjob“ ist sicherlich die Gefahr geringer, von Gegenständen getroffen und verletzt zu werden. Dafür drohen jedoch Risiken wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Rückenprobleme wegen mangelnder Bewegung, wenn jemand den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und sich vielleicht aus Zeitmangel noch zusätzlich ungesund mit Fast-Food ernährt. Geistige und psychische Einschränkungen wirken sich in einem Schreibtischjob häufig stärker aus, als bei manuellen Tätigkeiten.
Wichtig: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für einen „Schreibtischtäter“ mit geringerem Berufsunfähigkeitsrisiko kostet entsprechend weniger Beitrag. Damit ist ein reduziertes Berufsunfähigkeitsrisiko kein Grund, keine BU abzuschließen!
Unsere Statements zu anderen typischen „BU-Ausreden“ wie „Ich kann immer etwas arbeiten“ oder „Ich bin doch verheiratet“ oder „Ich spare lieber“ finden Sie weiter unten.
Berufsunfähigkeitsrisiko: Die Fakten
Stellen Sie sich die Frage besser umgekehrt: Können Sie zu 100% ausschließen, durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit nicht mehr arbeiten zu können?
Nach einer Analyse der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) werden 43% der 20-Jährigen im Laufe ihres Lebens (ggf. auch nur vorübergehend) berufsunfähig! Bei 50-Jährigen beträgt das Berufsunfähigkeitsrisiko immer noch 34%. Die geringere Prozentzahl bei älteren Menschen basiert auf der kürzeren Laufzeit – das individuelle Krankheitsrisiko ist jedoch altersbedingt höher!
In diesem GDV-Video wird das Berufsunfähigkeitsrisiko mit einigen Beispielen gut veranschaulicht:
Anglophile können mit dem hier verlinkten Rechner des amerikanischen Council for Disability Awareness ihr individuelles Berufsunfähigkeitsrisiko ausrechnen.
Lesen Sie weiter unten konkrete BU Schicksale oder gleichen Sie mit der Checkliste darunter Ihr berufliches Anforderungsprofil mit möglichen Beeinträchtigungen ab!
Berufsunfähigkeitsrisiko – Ursachen für eine Berufsunfähigkeit
Die häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit sind Psychische Erkrankungen, Krebs und Erkrankungen des Bewegungsapparats. Weitere BU-Risiken sind Unfälle und Erkrankungen des Nervensystems bzw. Herz-/Kreislaufsystems. Hier die prozentuale Verteilung bei Männern und Frauen nach der letzten GDV Statistik (veröffentlich 3/2018) :
Hier noch mal die Verteilung der Erkrankungen ohne Differenzierung nach Geschlecht (GDV 11/2018):

Berufsunfähigkeitsrisiko – Ursachen (C) GDV 2018
Bei welcher dieser Erkrankungen können Sie ganz sicher sein, sie nicht zu bekommen? Auch der gesündeste Lebenswandel schützt nicht verlässlich vor Krebs, Schlaganfall oder einem Unfall!
Wie krank muss ich sein, um eine Berufsunfähigkeitsrente zu bekommen?
BU zu teuer bei niedrigem Berufsunfähigkeitsrisiko?
Ein ggf. geringeres Berufsunfähigkeitsrisiko wird von den Gesellschaften bei der Beitragskalkulation berücksichtigt. Berufe werden von den Gesellschaften nach der Wahrscheinlichkeit berufsunfähig zu werden in sog. „Berufsgruppen“ eingestuft (unterschiedlich je nach Gesellschaft).
Daher zahlt ein Arzt, Rechtsanwalt oder kaufmännischer Angestellter mit „Schreibtischjob“ und statistisch geringerem Berufsunfähigkeitsrisiko nur einen Bruchteil des Beitrages im Vergleich zu Berufen mit höherem Berufsunfähigkeitsrisiko (Außendienstmitarbeiter, Handwerker, Dachdecker oder – der Extremfall – Sprengmeister).
Das geringere Berufsunfähigkeitsrisiko bei einem Bürojob ist also schon bei der Kalkulation der BU Prämie „eingepreist“ und ist deshalb eigentlich kein valides Entscheidungskriterium mehr für die Frage, ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung in einem „ungefährlicheren“ Beruf sinnvoll ist (ja, ist sie!).
„Ich kann immer etwas arbeiten …
Das mag bei kleineren Gesundheitseinschränkungen noch funktionieren. Wenn Sie allerdings Ihren Krebs mit einer Chemotherapie bekämpfen, nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen können oder Burnout (trifft häufig Akademiker!) bzw. eine schwere Depression Sie antriebslos machen, dann arbeiten Sie nicht noch etwas nebenher! Es ist auch ein großer Unterschied, ob Sie bei ernsten gesundheitlichen Problemen etwas nebenher arbeiten, weil Sie es möchten, oder ob Sie es müssen, um finanziell zu überleben!
„Ich brauche keine BU, ich bin verheiratet …
Zunächst ist es natürlich sehr anerkennenswert, dass Sie Ihre Ehe „in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit“ aufrecht erhalten wollen. Bestimmt haben Sie auch einen absolut loyalen, gut verdienenden und superfleissigen Ehepartner, der/die es trotz full-time Job noch schafft, sich um den kranken Ehemann bzw. Ehefrau und zwei kleine Kinder zu kümmern
Ehepartner und zweites Einkommen sind bei BU aber generell leider keine verlässliche Grundlage!
Die „normale“ Scheidungsquote beträgt in Deutschland schon um die 40%. Wenn ein Ehepartner schwer erkrankt steigt diese Quote jedoch deutlich. So erlebt bei einem Kunden von uns, dessen Frau an Multipler Sklerose erkrankt war. Im Ersttermin war noch die Rede davon, dass man das gemeinsam durchsteht. Ein Jahr später erhielten wir eine Mail: Sie hatten sich gerade scheiden lassen und er brauchte eine eigene Privathaftpflichtversicherung. Ein anderes Kundenpaar ließ sich nach mehreren Jahren Depression der Frau scheiden, weil die Situation für beide unerträglich geworden war.
Ein ausfallendes Einkommen (plus bei BU erhöhter Altersvorsorgeaufwand, siehe Rentenhöhe) kann der andere Ehepartner auch selten vollständig ausgleichen, insbesondere wenn er vielleicht nur noch weniger arbeiten kann, um sich um den erkrankten Ehepartner und kleine Kinder zu kümmern.
Deshalb: Bei allem Optimismus, jeder Partner sollte auch im Fall einer Berufsunfähigkeit finanziell auf eigenen Beinen stehen können und sich ausreichend absichern (siehe Berufsunfähigkeitsversicherung Konfiguration)!
„Ich spare lieber, um gegen Berufsunfähigkeit vorzusorgen“
Auch dieser Versuch, sich der Notwendigkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu entziehen, funktioniert leider nur bei Kindern aus sehr wohlhabenden Familien. Wenn ein 28-Jähriger 39 Jahre lang bis zur Rente mit 67 bei einer monatlichen Kapitalentnahme von 3.000 EUR (inkl. Altersvorsorge etc., siehe Rentenhöhe) von Kapital leben möchte, braucht er bei einer durchschnittlichen Aktienrendite von 4% nach Kosten und nach Steuern ein Kapital von rund 720.000 EUR. Rechnen Sie hier selbst nach. Bei einer konservativeren Anlage mit 2% Rendite wird fast 1 Mio. EUR benötigt.
Die „richtige“ Strategie lautet deshalb auch hier: Das eine tun, das andere nicht lassen! Gerade am Anfang, wenn das Risiko am höchsten ist, brauchen Sie die maximal mögliche BU Absicherung. Sobald Ihr Sparen Früchte getragen hat und Sie vom Kapital leben können, ist eine Kündigung bzw. Reduzierung der Berufsunfähigkeitsversicherung eine Option.
Berufsunfähigkeitsrisiko: reale Schicksale / Praxisbeispiele
Auf unserer Seite Leistungsfälle BU beschreiben wir einige reale Schicksale von Berufsunfähigkeit. Hier eine Auswahl weiterer „Leistungsfälle“ aus der Leistungspraxis von Berufsunfähigkeitsversicherern, in denen eine Berufsunfähigkeitsrente gezahlt wurde:
- häufige BU Ursachen und Leistungsbeispiele Alte Leipziger
- Beispiele aus der Praxis für den Leistungsfall (HDI Gerling)
- Leistungsfälle Volkswohl Bund
- BU-Ratgeberseite der Allianz mit Kundenerfahrungen zu Schlaganfall des Vaters, Bänderriss einer jungen Rettungsassistentin, Wirbelarthrose eines Forstwirts
Checkliste: „Wie hoch ist mein Berufsunfähigkeitsrisiko – kann ich BU werden?“
Wenn Sie konkrete Anforderungen Ihres Berufs aus Teil I Anforderungsprofil mit möglichen Gesundheitsstörungen in Teil II matchen, bekommen Sie vielleicht ein konkreteres „Gefühl“ für Ihr persönliches Berufsunfähigkeitsrisiko.
I. Ihr persönliches berufliches Anforderungsprofil
Welche Fähigkeiten sind in Ihrem konkreten Beruf wichtig? |
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a) Psyche/Geist: | b) Physis: | ||
Denkvermögen | Gehen | ||
Merkvermögen | Stehen | ||
Reaktionsvermögen | Sitzen bzw. Wechsel von | ||
Konzentrationsvermögen | Gehen, Stehen, Sitzen | ||
Aufmerksamkeit | Beanspruchung von: Armen, Händen, Fingern, Beinen, Rumpf | ||
Ausdauer/Geduld | körperliche Beweglichkeit | ||
Aufnahmefähigkeit | Gewichtsbelastungen | ||
geistige Beweglichkeit | Körperliche Zwangshaltungen | ||
Übersicht | |||
Verantwortung | |||
c) Sinne: | d) äußere Arbeitsbedingungen: | ||
Sehvermögen | innerhalb geschlossener Räume | ||
Hörvermögen | außerhalb geschlossener Räume | ||
Stimme | Hitze, Kälte, Nässe, Zugluft | ||
Sprachvermögen | Staub, Dämpfe, Rauch, Reizstoffe | ||
Riechvermögen | Lärm (z. B. laufende Maschinen) | ||
Geschmacksvermögen | Zeitlimits (z. B. Akkord) | ||
Publikumsverkehr | |||
Mobilität-Reisen (Auto, Bahn, Flug) | |||
II. Gesundheitsstörungen und ihre körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen
Hier eine Auswahl von gesundheitlichen Einschränkungen, die Ihnen o.g. beruflichen Fähigkeiten ggf. nehmen können: |
|||
a) Herz- Kreislauf-, Gefäßerkrankungen, Multiple Sklerose, Epilepsie, Schlaganfall, Durchblutungsstörungen |
b) Erkrankungen Knochen-Stütz- und Muskelapparat (Bewegungsapparat), Querschnittslähmung,Gliedmaßenverlust |
||
Schwindel/Bewußtseinsstörungen | Lähmungen | ||
Geringe körperliche Belastbarkeit | Bewegungsstörungen | ||
Schlafstörungen/Luft- Atemnot | Geringe körperliche Belastbarkeit | ||
Schmerzen/Krampfanfälle | Schmerzen | ||
Lähmungen-Kraftlosigkeit | Reaktionsstörungen | ||
Sprach-Seh-Hör-Störungen | Mobilitätsbeschränkungen | ||
Reaktionsstörungen-Müdigkeit | Kraftlosigkeit | ||
Kälte(Temperatur)intoleranz | Schwindel | ||
Angst/Panik usw. | Koordinationsstörungen | ||
c) Erkrankungen Magen- und Darmtrakt, Leber, Nieren, Stoffwechsel-Erkrankungen (z.B. Diabetes) | d) Krebs und Tumorerkrankungen | ||
Behinderungen bei tägl. Verrichtungen Trinken, Essen, Hygiene, Toilette | Folgekrankheiten und Bettlägerigkeit durch aggressive Behandlungen | ||
Sehstörungen, Blindheit | Schmerzen | ||
Änderung Tagesablauf (Insulin, Dialyse) | Ängste | ||
Bewußtseinsstörungen | Körperlicher Verfall | ||
Müdigkeit-Reaktionsstörungen | Bewegungsstörungen | ||
Mobilitätsbeeinträchtigung |
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