Finanzplanung und Marshmallow-Prinzip

Kennen Sie das berühmte Marshmallow-Experiment? 1970 führten Forscher an der Stanford University ein Experiment durch, um die Fähigkeit zur Selbstkontrolle zu untersuchen. Kinder bekamen ein Marshmallow vor sich gestellt und hatten die Wahl: Sofort essen oder warten und später ein zweites Marshmallow bekommen.

Das Ergebnis? Kinder, die aufs zweite Marshmallow warten konnten, hatten langfristig oft mehr Erfolg in ihrem Leben – bessere Bildung, steilere Karrieren und mehr Geld. Das Stichwort heißt „delayed gratification“, also die Fähigkeit, zugunsten eines größeren Nutzens vorübergehend zu verzichten.

• Sind Sie ein Ein-Marshmallow-Kind, das nicht warten kann, oder ein Zwei-Marshmallow-Kind mit Weitblick? Jetzt an später denken!

Das Marshmallow-Prinzip und Ihre Finanzen: Warum sich langfristige Finanzplanung lohnt!

Dieses Prinzip lässt sich wunderbar auf finanzielle Entscheidungen übertragen. Kurzfristige Belohnungen sind verlockend: Teures Auto, luxuriöse Reise oder Geld lieber direkt ausgeben statt zu sparen?

• Wer jetzt vorausdenkt, kann sich später über eine entspannte und sichere finanzielle Zukunft freuen.

Die folgenden fünf Finanzentscheidungen veranschaulichen, wie anfänglicher Verzicht sich durch den Marshmallow-Effekt langfristig lohnt.

1. Berufsunfähigkeitsversicherung – gesund günstig absichern!

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) kann auf den ersten Blick teuer erscheinen. Monatliche Beiträge sind spürbar, und der Nutzen ist nicht sofort sichtbar. Doch was passiert, wenn Sie durch Krankheit oder Unfall Ihren Beruf nicht mehr ausüben können? Wer nicht abgesichert ist, steht im Ernstfall vor großen finanziellen Herausforderungen.

Die BU sorgt in so einem Fall für ein stabiles Einkommen. Wer zu lange zögert, muss später mit höheren Beiträgen rechnen – oder bekommt wegen Vorerkrankungen gar keine Versicherung mehr. Früh vorsorgen heißt also nicht nur sicherer, sondern oft auch günstiger unterwegs sein.

Beispiel: Frühzeitig BU abschließen und sparen

• Ein 25-Jähriger zahlt z. B. 40 € pro Monat für eine BU mit guter Absicherung.

• Wartet er bis 40, steigen die Beiträge auf 90 € oder mehr – oder er bekommt wegen Vorerkrankungen gar keine BU mehr.

• Wer heute „das Marshmallow liegen lässt“ und sich absichert, spart langfristig Tausende Euro und vermeidet finanzielle Risiken.

2. Basisrente – auch als Kombi mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung

Viele Selbstständige oder Gutverdiener lassen eine Basisrente (Rürup-Rente) links liegen, weil Ihnen die zusätzlichen Ausgabe zu hoch erscheinen. Was sie dabei häufig übersehen: Die Beiträge sind steuerlich absetzbar, der tatsächliche Aufwand ist deshalb nur rund halb so groß.

Beispiel: Steuervorteile durch Basisrente nutzen

• Wer 5.000 EUR jährlich in eine Basisrente einzahlt, kann je nach Einkommen und Steuersatz im nächsten Jahr 1.500 – 2.400 EUR Steuererstattung erhalten. 100% der Beiträge sind steuerlich absetzbar mit einem Spitzensteuersatz von 44,31% bzw. 48,09% (mit Kirchensteuer).

• Langfristig bauen Sie sich so eine staatlich geförderte Altersvorsorge auf, ohne die gesamten Kosten selbst tragen zu müssen. Fast die Hälfte der Beiträge finanziert der Staat.

• Wer lieber „sofort konsumiert“ statt clever zu investieren, verzichtet nicht nur auf stattliche Vorteile, sondern riskiert auch eine Rentenlücke.

Die Kombination aus Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) und Basisrente sichert Sie gleich dreifach ab:

• Die BU bezahlt Ihren Lebensunterhalt bis 67 falls Sie berufsunfähig werden.

• Die Basisrente verkleinert Ihre Altersvorsorgelücke ab 67 wenn Sie gesund bleiben.

• Der „Airbag“ (Passivdynamik der Altersvorsorge bei BU) sorgt dafür, dass Sie bei BU Ihren Lebensunterhalt auch nach 67 finanzieren können.

• Der Clou: Die gesamten Beiträge, auch für die BU, sind zu 100% steuerlich absetzbar, die Kombination kostet für Gutverdiener also nur ca. die Hälfte.

• Die Unflexibilität einer Basisrente bezieht sich letztlich nur für den geringen Mehrbeitrag gegenüber einer selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung von ca. 40 EUR. Da tun eingeschränkte Vererbbarkeit oder fehlende Kapitalentnahmemöglichkeit selten weh.

3. Private Krankenversicherung: langfristig besser!

Wer sich früh für die passende Krankenversicherung entscheidet, hat langfristig Vorteile – wie beim Marshmallow-Prinzip. Anstatt kurzfristig nur auf niedrige Beiträge zu schielen, zahlt es sich aus, vor allem langfristige Leistungen, stabile Beiträge und eigene Anforderungen an eine gute PKV zu berücksichtigen. Eine leistungsstarke private Krankenversicherung bietet nicht nur bessere Gesundheitsleistungen, sondern sorgt auch für langfristige finanzielle Sicherheit, sowohl für Sie selbst als auch für Ihre Familie.

• Für Familien mit bis zu 2 Kindern ist die PKV meistens nicht teurer als die gesetzliche Krankenversicherung. Die deutlichen Leistungsunterschiede zwischen GKV und PKV eingerechnet, ist die PKV sogar bis einschließlich 3 Kindern nicht teurer als die GKV. Siehe dazu unsere Seite „Private Krankenversicherung mit Familie“.

4. Altersvorsorge: Kleiner Verzicht heute, viel Freiheit morgen

Ob mit oder ohne Steuervorteile: Altersvorsorge ist eine langfristige Entscheidung, die kurzfristig Einschnitte erfordert. Während die einen ihr gesamtes Einkommen für den aktuellen Lebensstil verpulvern, sorgen andere gezielt für die Zukunft vor. Der Unterschied zeigt sich erst Jahre oder sogar Jahrzehnte später. Dann gibt es allerdings kaum noch eine Möglichkeit, das Versäumte nachzuholen. Wer früh anfängt, kann nicht nur vom Zinseszinseffekt profitieren, sondern oft auch von steuerlichen Vorteilen.

Beispiel: Der Zinseszinseffekt in Aktion

Angenommen, Sie legen monatlich 100 EUR in einen Fondssparplan mit einer durchschnittlichen Rendite von 7% an.

• Nach 10 Jahren haben Sie rund 17.000 € im Depot.

• Nach 20 Jahren wächst Ihr Kapital auf etwa 52.000 €.

• Nach 30 Jahren beträgt das Vermögen bereits 122.000 €, obwohl Sie selbst nur 36.000 € eingezahlt haben.

5. Geldanlage: Früher Beginn und langer Atem zahlen sich aus

Mal geht es rauf, mal runter – die Börse und der Immobilienmarkt sind ständig in Bewegung. Das kann verunsichern, aber Studien zeigen: Wer langfristig investiert und Ruhe bewahrt, profitiert am meisten. ETFs, Aktien oder nachhaltige Anlagestrategien belohnen Geduldige mit stabilen Renditen. Ganz nach dem Motto des Marshmallow-Experiments: Wer warten kann, gewinnt.

Beispiel: Fonds vs. Tagesgeld

Nehmen wir an, Sie haben 10.000 EUR.

• Wenn Sie es 20 Jahre lang auf einem Tagesgeldkonto mit 0,5% Zinsen parken, haben Sie am Ende ca. 11.000 €.

• Investieren Sie dasselbe Geld breit gestreut in Fonds mit einer durchschnittlichen Rendite von 7%, wächst es auf über 38.000 € an.